CampusHero Blog.
Inklusion.
Studieren mit Einschränkung.
Ein Studium mit Behinderung oder chronischer Krankheit ist möglich und es darf kein Nachteil sein. Trotzdem sieht der Alltag an Hochschulen oft anders aus: Vorlesungsräume ohne Aufzug, Prüfungen ohne Rücksicht auf Belastung, wenig Verständnis im Umgang mit Unsichtbarem. Genau deshalb ist es wichtig, deine Rechte zu kennen, deine Ansprüche geltend zu machen und zu wissen, wo du Unterstützung bekommst.
Beitragsinhalt.
  • Nachteilsausgleich verstehen & beantragen
  • 🧭 Anlaufstellen & Beratung
  • 🚪 Barrierefreiheit & digitale Unterstützung
  • 🧠 Studieren mit psychischer Erkrankung
Deine Rechte, deine Möglichkeiten, dein Weg.
In diesem Beitrag bekommst du einen umfassenden Überblick: Von Nachteilsausgleichen und Ansprechpartner:innen über Barrierefreiheit bis zu psychosozialer Unterstützung. Und du erfährst, wie du deine Studienzeit trotz gesundheitlicher Hürden selbstbestimmt gestalten kannst.
Hindernisse sind im Weg bis man sie beseitigt.
Nachteilsausgleich:
Damit dein Studium fair bleibt
Ein Nachteilsausgleich ist kein Bonus, er soll lediglich dafür sorgen, dass du unter vergleichbaren Bedingungen studieren kannst wie alle anderen. Und er ist gesetzlich verankert. Ob längere Prüfungszeiten, individuelle Aufgabenstellungen oder andere Prüfungsformen: Du hast das Recht auf passende Anpassungen.
Was möglich ist:
  • Verlängerung von Bearbeitungszeiten bei Klausuren, Hausarbeiten, Referaten
  • Technische Hilfsmittel wie Screenreader oder gesonderte Prüfungsräume
  • Ersatzleistungen für Anwesenheitspflichten (z. B. bei Klinikaufenthalten)
Wie du ihn bekommst:
  • Stelle einen schriftlichen Antrag beim Prüfungsamt oder der Studiengangskoordination
  • Reiche ein ärztliches Gutachten oder Attest mit funktionaler Beschreibung ein (keine Diagnosen nötig)
  • Lass dich im Vorfeld beraten viele Unis haben eigene Beauftragte oder Servicestellen
Tipp: Der Antrag muss gut begründet und dokumentiert sein, hol dir Unterstützung beim Schreiben.
Anlaufstellen:
Wer dir wirklich weiterhilft
Viele Hochschulen haben mittlerweile zentrale Beratungsstellen oder Behindertenbeauftragte. Diese helfen dir, auch vertraulich, bei Fragen zu Nachteilsausgleich, Barrierefreiheit, Studienorganisation oder persönlichen Problemen.
Typische Anlaufstellen:
  • Beauftragte für Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung (Hochschulservice)
  • Allgemeine Studienberatung (Erstorientierung, Studienorganisation)
  • Psychosoziale Beratung (Depression, Ängste, Leistungsdruck)
  • Studierendenwerk (Finanzen, Wohnen, Härtefallregelungen)
Tipp: Auch externe Beratungsstellen wie die Deutsche Studierendenwerk‒AG Behinderung & Studium (IBS) oder Selbsthilfegruppen können dir helfen, vor Ort oder online.
Barrierefreiheit:
Mehr als nur Rampen
Barrierefreiheit betrifft weit mehr als Rollstuhl‒Zugänge. Auch chronische Erschöpfung, Seh‒ oder Hörbeeinträchtigungen oder Autismus‒Spektrum‒Störungen brauchen passende Rahmenbedingungen.
Was dir zusteht:
  • Barrierefreier Zugang zu Lehrveranstaltungen, Bibliotheken, Toiletten etc.
  • Digitale Studienunterlagen (z. B. barrierefreie PDFs, Mitschnitte)
  • Leihgeräte oder technische Unterstützung über das Rechenzentrum
  • Option auf Einzelplatz in Prüfungen oder Sonderregelungen für Praktika
Tipp: Fordere Transparenz ein! Hochschulen sind verpflichtet, Barrieren abzubauen und du darfst das aktiv einfordern.
Psychische Erkrankungen:
Unsichtbar, aber real
Studieren mit einer Depression, Angststörung, PTBS oder ADHS? Ja, mit Hilfe, Nachsicht und Planung. Psychische Erkrankungen sind kein Grund zur Scham und sie sind rechtlich genauso berücksichtigungsfähig wie körperliche.
Was dir hilft:
  • Nachteilsausgleich (z. B. längere Bearbeitungszeiten, flexiblere Abgabefristen)
  • Entlastung im Studienverlauf (Teilzeitstudium, Urlaubssemester)
  • Gespräche mit psychosozialen Beratungsstellen oder Ärzt:innen
Wichtig: Deine Erkrankung muss nicht sichtbar sein, um anerkannt zu werden. Vertrauensvolle Kommunikation mit der Hochschule ist zentral.
Tipp: Wenn du dich nicht traust, offen zu sprechen, nutze anonyme Erstberatungen oder digitale Peer‒Angebote.
Netzwerke & Selbstvertretung
Nicht alles muss allein gehen. In vielen Städten und Hochschulen gibt es Initiativen, AGs oder digitale Communities von und für Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung. Sie bieten Austausch, Hilfe zur Selbsthilfe und manchmal auch politischen Rückhalt.
Was du finden kannst:
  • Hochschulgruppen für Inklusion oder barrierearmes Studieren
  • Peer‒Beratungen oder Tandem‒Mentoring
  • Erfahrungsberichte und Tipps auf Social Media oder YouTube
Tipp: Du bist nicht allein. Tausende Studierende in Deutschland studieren mit Einschränkung, viele davon erfolgreich.
Fazit
Ein Studium mit Behinderung oder chronischer Erkrankung ist möglich. Nicht immer leicht, aber machbar, mit dem richtigen Wissen, mit Unterstützung und mit einem klaren Bewusstsein für deine Rechte.
Sei mutig, frage nach Hilfe und gehe deinen Weg in deinem Tempo. Denn dein Studienerfolg misst sich nicht an der Norm, sondern an deiner persönlichen Entwicklung.
Du musst nicht "trotz allem" bestehen. Du darfst „mit allem“ studieren, auf Augenhöhe, mit Würde und Anspruch.