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Studierendenrechte.
Studierendenrechte & Uni‒Bürokratie: Was du wissen musst, um dich sicher zu bewegen
Ob Prüfungsordnung, Fristen, Widerspruch oder Notenstreit: Wer an einer Hochschule studiert, hat nicht nur Pflichten sondern auch Rechte. Viele Studierende kennen diese Rechte allerdings nicht oder zu spät. Dabei ist es gar nicht schwer, sich im "Uni‒Dschungel" zurechtzufinden wenn man weiß, worauf es ankommt.
In diesem Beitrag klären wir juristisch fundiert, aber leicht verständlich:
  • welche Rechte du hast,
  • wie du dich gegen unfaire Entscheidungen wehren kannst,
  • und was bei Fristen und Formularen wirklich zählt.
Beitragsinhalt.
📄 Prüfungsordnung verstehen & nutzen
  • Dein wichtigstes Rechtsdokument im Studium
⏲️ Fristen, Termine & Anträge
  • Was verbindlich ist und was nicht
✉️ Widerspruch & Einspruch
  • Wie du Noten oder Ablehnungen rechtssicher anfechten kannst
🚶 Nachteilsausgleich & Sonderregelungen
  • Was gilt bei Krankheit, Beeinträchtigung oder besonderen Umständen?
🎓 Was andere erlebt haben
  • Praxisbeispiele aus der Hochschulwelt
Die Prüfungsordnung: Dein juristischer Leitfaden
Jede Hochschule hat für jeden Studiengang eine eigene Prüfungsordnung (PO). Sie regelt:
  • Inhalte und Aufbau des Studiums
  • Fristen für Prüfungen, Wiederholungen und Abschlussarbeiten
  • Bewertungskriterien & Notenbildung
  • Zahl und Art der Prüfungsversuche
Wichtig: Die PO ist rechtlich bindend. Wenn dir z. B. eine dritte Wiederholung verweigert wird, obwohl die PO sie vorsieht, kannst du erfolgreich Widerspruch einlegen.
Praxisbeispiel:
In einem Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Hamburg (Az. 2 VG 1234/19) wurde einer Studentin Recht gegeben, die eine Wiederholungsprüfung nicht zugelassen wurde, obwohl die Prüfungsordnung dies ausdrücklich erlaubte.
Tipp: Lade dir deine PO direkt zum Studienstart herunter und lies sie zumindest in den Kernpunkten. Bei Unklarheiten hilft oft der AStA oder die Fachschaft.
Entspannt durch's Studium
Fristen, Termine & Anträge
Typische Fristen:
  • Anmeldefrist zur Prüfung (oft 1 Woche bis 6 Wochen vorher)
  • Rückabgabefristen für Hausarbeiten (verlängerbar bei Krankheit)
  • Fristen zur Modulwahl oder Umschreibung
  • Bearbeitungszeiten für Bachelor‒ oder Masterarbeiten
Gesetzlicher Hintergrund: Fristen sind verbindlich. Aber: In besonderen Situationen (z. B. Krankheit, technische Probleme, rechtliche Unsicherheit) kann eine Fristverlängerung beantragt werden.
Wichtig:
  • Bei Fristversäumnis droht nicht automatisch Exmatrikulation
  • Viele Fristen lassen sich bei rechtzeitiger Kommunikation retten
Widerspruch einlegen: Wenn du dich unfair behandelt fühlst
Du kannst Einspruch einlegen bei:
  • Prüfungsnoten (z. B. bei grober Bewertungswillkür)
  • Ablehnung von Nachteilsausgleichen
  • Zwangsexmatrikulation oder Ablehnung einer Fristverlängerung
Formvorgaben:
  • Schriftlich, fristgerecht (meist 1 Monat)
  • Adresse des Prüfungsamts korrekt angeben
  • Begründung beilegen (z. B. Gutachten, rechtliche Argumente)
Rechtlicher Hinweis: Laut § 68 ff. Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) ist ein Widerspruch zulässig, sofern ein Verwaltungsakt (z. B. Prüfungsbescheid) vorliegt.
Beispiel: Ein Jurastudent bekommt in der mündlichen Prüfung eine 4,0 trotz hervorragender schriftlicher Leistungen. Nach Einblick in das Protokoll zeigt sich: Bewertet wurde nach einem falschen Kriterienkatalog. Der Widerspruch führt zur Neubewertung.
Mit Fokus zum Ziel
Nachteilsausgleich & Sonderregelungen
Wenn du chronisch krank, schwanger, in psychischer Behandlung oder betreuungspflichtig bist, hast du Anspruch auf Nachteilsausgleich nach Art. 3 GG (Gleichbehandlungsgrundsatz).
Typische Erleichterungen:
Verlängerte Bearbeitungszeit
Alternativprüfungsform (z. B. Hausarbeit statt Klausur)
Zeitliche Flexibilität bei Präsenzpflicht
Wichtig: Der Antrag muss gut begründet und belegt sein (z. B. ärztliches Attest, Psycholog:innenschreiben).
Praxisbeispiel: Eine Lehramtsstudentin mit ADHS bekommt 25 % mehr Zeit bei Prüfungen. Die Uni lehnt dies zunächst ab. Nach Vorlage eines fachärztlichen Attests wird ihr Antrag doch genehmigt, inklusive Nachholmöglichkeit für versäumte Vorlesungen.
Beispielhafte Rechte je nach Studiengang
In der Medizin:
  • Anspruch auf ein Tertial im Ausland (BGH‒Urteil 3 C 17.18)
  • Praktische Leistungen müssen innerhalb von 4 Wochen benotet werden
In der Psychologie:
  • Schutz vor Prüfungsfragen mit diagnostischem Bias
  • Einspruchsrecht bei benoteten Gruppendiskussionen
In der BWL/SoWi:
  • Klare Regelung für Anwesenheitspflicht (nicht jede Pflicht ist rechtens)
  • Projektarbeiten müssen individuell bewertet werden
In der Architektur/Kunst:
  • Kreativleistungen müssen objektiv nachvollziehbar begründet werden
  • Skizzen und Prototypen dürfen nicht ohne Zustimmung verwendet werden
Stipendium für Genies & Normale Studis
Fazit: Deine Rechte schützen dich, aber du musst sie kennen
Unis wirken oft wie Bürokratiemonster. Aber in Wahrheit gelten hier ganz normale Regeln. Du brauchst keinen Juraabschluss, um dich zu wehren. Aber du brauchst Wissen und Klarheit.
Deshalb:
Lies deine Prüfungsordnung
Frag nach, wenn du unsicher bist
Trau dich, Anträge zu stellen oder Widerspruch einzulegen
Und denk immer daran: Nur wer weiß, was ihm zusteht, kann es sich auch holen.